Sonntag, 15. Oktober 2017

Wie mit nacktem Arsch übers Gleisbett...Die Silvretta von ihrer schönsten Seite - Teil 2


Den gleichen weg zurück auf dem wir gekommen waren? No way! In der Ferne meinte ich eine Dohle lachened vom Himmel fallen zu hören.

Die Tour zur Wiesbadener Hütte war zwar schön gewesen aber zum einen waren wir sie beim Aufstieg bereits gegangen und zum anderen versprach Variante zwei ein wenig mehr Abenteuer und etwas umfassender war sie auch. Hätten wir zu diesem Zeitpunkt gewusst was auf uns zu kommt, hätten wir zumindest noch einen Schnaps bestellt - doch Konjunktive sind langweilig.

Gegen 9 brachen wir auf. Der Weg war easy und trotz des Schnees kamen wir gut voran. Vor der Kulisse eines herrlichen Sonnenaufgangs zogen wir durch die Winterlandschaft. Dankbar, dass jemand bereits einige Zeit vor uns diesen eg gegenagen sein musste. So brauchten wir nicht lange zu navigieren, sondern konnten die Aussicht genießen.

Bis zur Landesgrenze Vorarlberg, Tirol brauchten wir nicht lange. Auf dem Wegweiser hatte jemand eine Botschaft hinterlassen. Unser Weg war mit Edding zusätzlich mit dem Hinweis "Nur für Geübte"
beschriftet. Nun denn...als geübt stuften wir uns durchaus ein. Wir hatten ja keine Ahnung...

Kurze Zeit später und einige Meter weiter, trafen wir auf eine kleine Gruppe, die sich leicht fluchend über ein Geröllfeld bewegte. Einer von ihnen, der Guide wie sich herausstellte, klärte uns auf, dass sie umgekehrt
wären, das Geröllfeld sei bei dem Schnee zu anspruchsvoll. Wir berieten kurz ob wir weitergehen oder ebenfalls den Alternativweg wählen sollten. Zumindest wollten wir es uns ansehen.

Bereits nach wenigen Schritten begannen auch wir zu fluchen. Es war arg. Kein Schritt ohne vorsichtiges vorstochern mit den Stöcken. Keine Chance zu erkennen wo sich Löcher auftun würden und wo man gefahrlos Treten konnte. Ein Balanceakt. Nur langsam kamen wir in dem unwegsamen Terrain voran. Jedoch konnten wir uns wenigstens an dern Spuren des Grüppchens orientieren.

Nach einer Dreiviertelstunde Herumeierei und dem einen oder anderen Pulshüpfer, gelangten wir an die Stelle an der die Gruppe aufgegeben und kehrt gemacht hatte...jedoch hielt sich der Drang noch einmal zurück zu gehen in Grenzen. So weit konnte das ja jetzt nicht mehr gehen. Wir hatten ja so keine Ahnung...

Ein weiterer Wegweiser, ein weiterer Hinweis. Dieses Mal bereits um einiges eindringlicher als auf dem Vorherigen: "Bitte nur wirklich Geübte!". Noch hielten wir uns für wirklich geübt. Wir gingen weiter. Vor uns ersteckte sichdas Geöllfeld des Grauens. Allerdings blieben uns die wahren Ausmaße verborgen, das würden wir erst nach und nach entdecken.

Bereits beim ersten Hang wurde uns klar, das der Schwierigkeitsgrad "wirklich Geübte" um einiges tougher war als "Geübte". Zugespitzt wurde das Erlebins dadurch, dass der Anspruch durch den Schnee und damit die Markierungen fehlten. Nur ab und zu tauchte hier und dort ein Steinmann unter dem Schnee auf. An dieser Stelle einmal ein dickes Danke an alle Steinmannbauer! Ansonsten mussten wir uns auf unsere Instinkte und den Orientierungssinn verlassen...so screwed!


Nach dem ersten Absatz kämpften wir uns näher an die Felswand heran, da hier die wenigsten Boulder rumlagen, was das Gehen erleichterte. Dafür wurde es steiler. Allen gebremst durch den unter unseren Tritten verdichteten Schnee stiegen wir uns Stück für Stück ab. Ein weiterer Kamm und wir erkannten allmählich wo wir hineingeraten waren. Ich sah bereits vor meinem geistigen Auge die Helikopter und überlegte wie groß sich dieses Peinlichkeit in meinem CV niederschlagen würde.

Peu a peu gingen wir tapfer weiter. Den Weg hatten wir bereits wie ein Projekt in einzelnen Meilensteine zerlegt und arbeiteten uns von Punkt zu Punkt. Immer suchend nach einer unsichtbaren Ideallinie. So ging es eine Weile, was ganz schön an den Kräften zehrte. Als ich plötzlich aus den Augenwinkeln eine Linie erkannte, die sich parallel zu unserer Großkampfroute durch den Schnee schlängelte. Ein Weg!

Wir entschieden uns uns auf das was wir für einen Pfad hielten, zuzubewegen und tatsächlich, wir hatten den Weg wiedergefunden. Es dauerte noch eine ganze Weile bis wir am Ziel, dem Silvretta See angekommen waren. Aber mit einem klaren Pfad unter den Füßen konnten wir uns endlich wieder auf die Landschaft konzentrieren.

Gegen 16 Uhr verließen wir den Parkplatz, sicher, dass wir nächste Saison wieder zurück kehren würden ;)

Back for good! Das LiebesLeben meldet sich zurück!

Hallo ihr Lieben, nach allen Irrungen und Wirrungen rund um die DSGVO habe ich mich entschieden den Blog wieder auflebenzulassen - No ris...